Freitag, 25. Februar 2011

Archimedes

Kafka, der angreifbarste aller Menschen, durch eine rätselhafte Wandlung aber immer gänzlich unangreifbar in seinen Sätzen, notiert: Er hat den Archimedischen Punkt gefunden, hat ihn aber gegen sich ausgenützt, offenbar hat er ihn nur unter dieser Bedingung finden dürfen.
Den Archimedischen Punkt haben wir 1789 gefunden, Liberté, Égalité, Sororité, kurz: Menschenrecht, wie kann das sich gegen uns wenden. Mancher, der sich in seinem näheren Umfeld umschaut, wird die biologische Reproduktionsrate europäischer Frauen auf Nullkommaeins veranschlagen und sich dann über den offiziellen Wert Einskommadrei freuen, in Rußland allerdings nur knapp Eins noch und in der Ukraine schon darunter, Populationen, die dahinschmelzen wie Joghurtbutter in der Julisonne. Ohne Belang wird man rufen, wir haben den Archimedischen Punkt gefunden, und der liebe Gott, an den wir naturgemäß nicht glauben, muß ihn besetzt halten und reihum weiterreichen. Der liebe Gott aber, von dem einige meinen, er habe nur wenig Liebes an sich, wird, seine eigene Existenz für den Augenblick postulierend, darauf verweisen, daß Er der einzige logisch unangreifbare und Kafkas Diktum nicht unterworfene Archimedische Punkt ist, und er wird sein allermüdestes Lächeln lächeln.