Montag, 18. Oktober 2010

Blick ins Wasser


Sie lief die Landstraße entlang, ich sah sie nicht, ich merkte nur, wie sie im Laufen schwang, wie ihr Schleier flog, wie ihr Fuß sich hob, ich saß am Feldrand und blickte in das Wasser des kleinen Baches. Sie durchlief die Dörfer, Kinder standen in den Türen, sahen ihr entgegen und sahen ihr nach.


Wir möchten mehr wissen, ist die Schöne auf der Flucht und vor wem? - denn schön stellen wir sie uns unweigerlich vor hinter ihrem Schleier. Die Szene wirkt bedrohlich, aber vielleicht täuschen wir uns, und es ist kein Fliehen, sondern Kurzweil, ein Spiel, ein Haschen. An eine bloße körperliche Laufertüchtigung, wie sie in dieser Art seither beträchtlich um sich gegriffen hat, können wir nicht glauben. Kafka schaut in das Wasser des kleinen Baches, sieht nicht viel von der Umgebung und verrät noch weniger. Wir schauen daraufhin hilfesuchend in die Schwindel.Gefühle, die wir immer mehr als einen Kommentar zu Kafkas Werken verstehen, und stoßen bei den Recherchen auf eine nicht veröffentlichte, im Schattenreich verbliebene Episode, die vieles erklärt. Offenbar konnte Beyle die Flüchtige trotz seiner Beleibtheit erhaschen, vielleicht mit einfachen Mitteln der Telepathie, denn bald sehen wir die zwei schon wieder einträchtig in den Bergen, wo es kühler und grüner wurde um sie herum, worüber sich Mme Gherardi, die so oft unter den staubigen Sommern ihrer Heimat zu leiden hatte, aufs äußerste entzückt zeigte.

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