Montag, 1. März 2010

Mit den Händen

Egon Baschke steht, wie er leibt und lebt, mit seinem Mikrophon mitten in Concepción, Chile. Im Hintergrund Gebäudetrümmer, vorne huscht ein Plünderer mit einem wohlgefüllten Alditrolley durch, eine Ananas ganz obenan. Die Menschen nehmen sich, was sie brauchen, die Behörden sind noch weit entfernt, die Lage im Griff zu haben. Egon Baschke übergibt zurück an die Heimat, Petra Gerster kommt in HD-Qualität ins Bild in ihrer wunderschönen, tief dunkelblauen Bluse mit dem so apart gearbeiteten Halsausschnitt. Sie schaut noch eine Weile traurig und beklommen, verspricht zum Thema eine Sondersendung am Abend und leitet über zu Gesundheitsreform und Kopfpauschale.

Der Boden wankte unter den Füßen, alle Wände rissen, der ganze Bau neigte sich, nach der Straße zu einzustürzen, und nur der, seinem langsamen Fall begegnende, Fall des gegenüberstehenden Gebäudes verhinderte, durch eine zufällige Wölbung, die gänzliche Zubodenstreckung desselben. Kaum befand er sich im Freien, als die ganze, schon erschütterte Straße auf eine zweite Bewegung der Erde völlig zusammenfiel. Besinnungslos eilte er, über Schutt und Gebälk hinweg, indessen der Tod von allen Seiten Angriffe auf ihn machte, nach einem der nächsten Tore der Stadt. Hier stürzte noch ein Haus zusammen, und jagte ihn, die Trümmer weit umherschleudernd, in eine Nebenstraße; hier leckte die Flamme schon, in Dampfwolken blitzend, aus allen Giebeln, und trieb schreckensvoll eine andere; hier wälzte sich, aus seinem Gestade gehoben, der Mapochofluß auf ihn heran, und riß ihn brüllend in eine dritte. Hier lag ein Haufen Erschlagener, hier ächzte noch eine Stimme unter dem Schutte, hier schrieen Leute von brennenden Dächern herab, hier kämpften Menschen und Tiere mit den Wellen, hier war ein mutiger Retter bemüht, zu helfen. Hier stand ein anderer, bleich wie der Tod, und streckte sprachlos zitternde Hände zum Himmel.




Vor allem im Medienbereich ist der Fortschritt mit den Händen zu greifen.

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