Dienstag, 31. Mai 2011

Hohes Laufgitter

Wir gingen zu zweit durch ein hohes, auf Metallpfeiler und -streben gesetztes Laufgitter, das die ganze Stadt zu durchqueren schien. Endlich waren wir ungestört in unserem Gespräch und konnten einander berichten, was sich zugetragen hatte in der langen Zeit seit unserem letzten Zusammentreffen. Bald aber kamen wir an eine Stelle, an der das Laufgitter unterbrochen war. Als ich hinüberhangelte auf die andere Seite, sah ich, daß unter der Lücke im Steg auch das tragende Untergestell fehlte, nur Leere bis zum Asphalt. Sie konnte mir nicht nachfolgen, und auch mir fehlte der Mut für den Weg zurück. Während wir noch ratlos dastanden, ein jeder auf seiner Seite, sahen wir einen Jungen eine Treppenleiter hinabeilen, die uns nicht aufgefallen war. Es waren bei genauerem Hinsehen zwei Treppenleitern, eine auf jeder Seite, die uns mühelos nach unten trugen. Wir vergaßen, die Treppe jenseits der Lücke gemeinsam wieder aufzusteigen, um unseren Weg im Hochgitter fortzusetzen, und waren bald wieder umringt von den anderen und ihren unschuldigen Worten. Unser Gespräch konnten wir nicht fortführen.

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