Freitag, 2. September 2011

Nach dem Rennen

Als ich S. am Montagmorgen auf dem Schulhof unweit des Pausenkiosks stehen sah, wirkte er verloren, nichts war zu spüren vom gestrigen Triumph in den Ardennen. Er stand allein, niemand hatte sich bisher getraut, ihn anzusprechen. Wie mochte er zurechtkommen mit seinem zweigeteilten Leben, mit dem Internatsalltag unter der Woche. Mich hatte er nicht gesehen, ich stand in seinem Rücken. Vielleicht, so ging mir, sein Halbprofil vor Augen, durch den Sinn, vielleicht war es falsch, von einem zweigeteilten Leben zu sprechen, vielleicht gab es noch ein weiteres, ein Drittes, das ihm das wichtigste war, und von dem wir allesamt nichts wußten, der Inhalt seiner Einsamkeit. Ohne daß er sein Schweigen aufgegeben hätte, betraten wir gemeinsam das Klassenzimmer.

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