Montag, 25. Juli 2011

Zweifel an der Hölle

Nicht sei schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen, heißt es, und tatsächlich sehnten sich Adam und Eva schon nach kurzer heraus aus dem Paradies. Denkt man an Dante, fallen sogleich die verschiedensten Höllenszenen ein aber kaum etwas aus dem Bereich der ewigen Seligkeit. Dem unbekannten Meister unseres Höllenbildes aber mag durch den Kopf gegangen sein, daß es in der unteren Region unserer Welt vielleicht gar nicht so sehr anders aussieht, daß eine Reihe von schlimmen Tagen kaum schwerer oder kaum weniger leicht zu ertragen ist als die endlose Reihe der guten.
Dem Sünder in der Mitte des Schmor- und Feuertopfes, mit einem Mönch gemäßen Kopfbedeckung, ist jedenfalls deutlich anzusehen, daß er jede Lust an der immerwährenden Tortur verloren hat und entschlossen ist, nicht mehr mitzumachen, auszusteigen, notfalls ohne den Topf zu verlassen.
Die Dame rechts unten fragt uns, was der Aufwand soll, wenn ihr strahlender Leib dabei nicht den geringsten Schaden nimmt,
und ihre in der linken oberen Ecke aufgehängten Schwestern, haben ihre Qual längst in eine körperliche Übung umgewandelt, wie man sie tagtäglich in endlos vielen sogenannten Sportstudios antreffen kann. Aber auch bei den Teufeln und Teufelinnen, die in drastischer Darstellung die uns alle erwartende Pein abschildern sollen, scheinen erste Zweifel am Sinn ihres Tuns aufzukommen. Sie fragen sich, ob sie, die ohne Pause für ein gleichmäßig hohes Niveau der Qualen verantwortlich sind, am Ende nicht das schlechteste Los gezogen haben.

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