Donnerstag, 12. August 2010

Pyrenäenmütze

Dos senyors

Munduan ez da guizonic nic ana malura debenic


Abgesehen von den Feriengebieten an der Küste kennen und wissen viele von Spanien nicht mehr als von Polen, einem Land, von dem die Deutschen bekanntlich wenig wissen. Zwei Bevölkerungsgruppen, die Basken und die Katalanen, so hat man gehört, fühlen sich dem spanischen Land nicht recht zugehörig. Das mag auf das Pyrenäengebirge - für die einen Pirinioak, für die anderen Pirineus - zurückzuführen sein, das sie sich teilen. Das um einiges heftigere Bestreben des Basken nach Eigenständigkeit mag dem für einen Augenblick einleuchten, der die Welt weniger politisch als philologisch erlebt, denn das Baskische hat unbestritten mit dem Spanischen ebensowenig Verwandtschaft wie mit irgendeiner anderen Sprache; von daher bestünde für die Basken ein Anspruch auf uneingeschränkte Isolation, während den Katalanen unter dem gleichen Gesichtspunkt nur eine maßvolle Absonderung zusteht. Beide, Katalanen und Basken, haben traditionell eine Vorliebe für die gleiche Art von Kopfbedeckung, für die einen die Boina, für die anderen der (die, das: das Baskische kennt kein grammatisches Geschlecht) Txapel. Die deutsche Baskenmütze ergreift unnötig Partei, man sollte von Pyrenäenmütze sprechen. Sowohl Pio Baroja, den Basken, als auch Josep Pla den Katalanen hat man, nachdem sie ein gewisses Alter erreicht hatten, mit der Pyrenäenmütze vor Augen. Reicht das hin, um sie gemeinsam zu betrachten?

Bei Baroja, dem um einiges Älteren, dominiert das fiktionale Werk, Pla hat die Fiktion - wie die wenigen Ausnahmen zeigen: zu Recht - gemieden. Pla hat den Petit món del Pirineu durchwandert, Baroja Blick geht hinaus aufs Meer, folgt den Pilotos de altura. Was Pla der pagès ist, ist Baroja der marinero. Immerhin wagt sich auch Pla mit Un senyor de Terra del Foc weit hinaus übers Meer.

Ist aber der Unterschied etwa zwischen Fiktion und Biographie entscheidend? Plas Rafael Puget gewidmetes Buch Un senyor de Barcelona besteht aus einer Galerie von Personen, denen Puget in seinem Leben begegnet ist, der General Savalls, Ramon Casas, Ramon Casellas, Emili Junoy, Vazques Mella &c. Barojas Shanti Andía beginnt mit Kapitelüberschriften wie Mi abuela, La tía Ursula, Lope de Aguirre, Mi tío Juan. Die Personen sind mit wenigen Strichen gezeichnet, die sie nicht umreißen, sondern ihnen von Innen den notwendigen Halt geben für freie Bewegung. Sie werden emporgehoben für einen Augenblick, daß der Leser sie erkenne, und wieder frei gelassen. Es kommt nicht zu den ermüdenden Beziehungsgeschichten, die heute dominieren, so als würden die Verlorenen der Jetztzeit einander suchen mit giftigen Tentakeln, con sus horribles brazos llenos de ventosas. Die Grenze, an der die Figuren sich ernst nehmen und nicht ernst nehmen, ist bei beiden die gleiche. He tenido fama de indolente y optimista, de indiferente y apático, heißt es bei Baroja. Die Menschen haben eine enorme Bewegungsfreiheit untereinander und gegenüber ihrem Autor, sind von großer Desinvolture und Ungezwungenheit und vertreten gern haarsträubende Theorien: Según él, en la raza blanca no hay más que dos tipos: el cabeza redonda y el cabeza larga: Caín y Abel. - Der eine über den anderen: Baroja és un paisatgista finíssim, a la manera del realisme dels impressionistas i un retratista fascinador, viu, animadíssim.

Kann man die Menschen auch heute noch so schildern? Las condiciones en que se desliza la vida actual hacen la mayoría de la gente opaca i sin interés. Hoy, a casi nadie le occurre algo digno de ser contado.
Muchas veces me he figurado ser unicamente dos pupilas. Wem würde da nicht der Blick des Selysses in den Sinn kommen.


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