Mit Bildfragmenten von Josep Maria Melció i Pujol, den wir vor langen Jahren kennenlernen durften

Die Auffassung, jedermann sei ab einem gewissen Alter selbst verantwortlich für sein Aussehen, sein Gesicht, findet kaum Widerspruch, und auch daß es Menschen mit traditioneller, Wetter und Wind ausgesetzter Lebensweise leichter falle, die in dieser Feststellung enthaltene Verpflichtung zu erfüllen, findet Zustimmung. Fast schon wie der Stein sind sie den bildnerischen Unbilden der Welt ausgesetzt, und wenn größere Störungen aus dem Innenleben ausbleiben, kann die Formung eigentlich gar nicht mißlingen.

Die Auffassung, jedermann sei ab einem gewissen Alter selbst verantwortlich für sein Aussehen, sein Gesicht, findet kaum Widerspruch, und auch daß es Menschen mit traditioneller, Wetter und Wind ausgesetzter Lebensweise leichter falle, die in dieser Feststellung enthaltene Verpflichtung zu erfüllen, findet Zustimmung. Fast schon wie der Stein sind sie den bildnerischen Unbilden der Welt ausgesetzt, und wenn größere Störungen aus dem Innenleben ausbleiben, kann die Formung eigentlich gar nicht mißlingen.

Das Gesicht der Dichter sind üblicherweise weniger den atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt als dem fortwährende Hauch der Sätze. Was aber sollte ein Gesicht mehr prägen als dieser ständige sanfte Druck auf seine Innenwand, schließlich werden auch in der Karosserietechnik störende Dellen vorsichtig durch Druck von der Innenseite her beseitigt.

Der katalanische Dichter Josep Pla ist ein Glücksfall für unsere Überlegungen. Plas Gesichtsmaterial ist das der Landbevölkerung seiner Heimat, sein Gesicht ist herb, souverän, frei, abweisend und unendlich freundlich. Er hat sein Land, die kleine Pyrenäenwelt, in allen Richtungen durchwandert und sich den prägenden Außeneinflüssen ausgesetzt. In einem gewissen Alter, dem, auf das es ankommt, hat er sich die Boina offenbar dauerhaft aufgesetzt und war seither unter der Bauernschaft nicht mehr erkenntlich. Wer aber seine Bücher liest, dem wird es nach kurzer Zeit nicht mehr gelingen, das Antlitz des Dichters von den Sätzen zu unterscheiden.

Pla hat er die kleine Pyrenäenwelt vollständig in Sätze umgeformt und Bücher geschrieben mit Titeln wie Un petit món del Pirineu, Cadaqués, Mieres i la Garrotxa, Olot, Les valls d’Andorra, De l’Empordanet a Andorra und De l’Empordanet a Barcelona. Er hat das Land zu jeder Zeit des Jahres durchwandert: De l’any nou a l’estiu und De l’estiu a fi d’any – und dabei der ländlichen Bevölkerung besondere Aufmerksamkeit geschenkt: El pagès i el seu món. Plas Gesicht unterlag einer Oberflächenbarbeitung von außen durch das Land und von innen durch die Sätze über das Land. Wer das Land Katalonien liebt, wird die Sprache dieses Landes lieben, wird Plas Bücher lieben, wird sein Gesicht lieben. Wer die Sprache liebt, wird Plas Bücher lieben, wird sein Gesicht lieben, wird das Land Katalonien lieben. Wer Plas Bücher liebt, wird sein Gesicht &c., die totale zirkulare Permutation.

Was sich bei Pla besonders eindrücklich zeigt, hat allgemeine Gültigkeit. Je mehr und tiefer wir einen Dichter lesen, desto nachdrücklicher wird uns seine Gestalt und zumal sein Antlitz zum Abbild seiner Texte, so als liege dort ihr Geheimnis verborgen, so als könnten wir sie auch unmittelbar dort entziffern. Auch Überlegungen, das Hirn werde beim Lesen literarischer Texte, abweichend von seiner üblichen Arbeitsweise, zu einer Art unmittelbarem Sinne


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