Dienstag, 13. März 2012

Megri

Städtebilder

(Auch Meghri, Mehri, Mughru, Myghry, Mergi, Megry und Mogri), eine Ortschaft, Zentrum der Megriner Rayons der Armenischen SSR. Gelegen im Vorgebirge am Osthang der Sangesurski-Bergkette, am Fluß Megriget (ein linker Zufluß des Araksa), in 5 km Entfernung von der Eisenbahnstation M. (an der Strecke Baku – Eriwan). Obstkonserven-, Wein- und Granatapfelfabriken. Es gibt eine Mittelschule, 3 Bibliotheken, ein Kulturhaus und ein Kino.
Dem Sozialismus, auf festen wissenschaftlichen Füßen, wie er dasteht, ist das Märchenhafte fremd, gefeit aber ist er vor ihm nicht. In der Konservenfabrik zu Megri ist etwas sehr Merkwürdiges geschehen, man weiß nicht ob zum Guten oder zum Schlechten, in jedem Fall aber etwas, das nur als märchenhaft beschrieben werden kann. Die vier Arbeiterinnen des Unternehmens sind in die gleiche Starre verfallen wie Spjaschtschaja Krasawiza, die schlafende Schönheit – so nennen die Russen Dornröschen, und die Armenier sind des Russischen mächtig – samt ihrem Hofstaat. Das völlig Überraschende des Geschehens ist deutlich erkennbar, zwei der Frauen haben gerade ihre Hand auf eine Dose gelegt und können sie nicht mehr lösen, die dritte hat den Arm erhoben und kann ihn nicht mehr senken, nur die vierte hat einen kurzen Moment vorher schon etwas geahnt und es sich ein wenig behaglicher eingerichtet. Spjaschtschaja Krasawiza scheint nicht dabei zu sein, denn nach allem was wir wissen, hat sie die Zeit der Verzauberung angenehm ausgestreckt auf einer Ottomane überstanden. Andererseits, wenn etwas sich wiederholt, muß es sich nicht unbedingt Stück für Stück auf die gleiche Weise wiederholen. Wie es im einzelnen weitergegangen ist in Megri, ist nicht bekannt, wir kennen nur das in realistischer armenischer Malweise überlieferte Freudenfest, das von der Parteiführung anläßlich des Wiedererwachens der Arbeiterinnen ausgerichtet wurde. Von einem Prinzen ist nichts zu sehen, aber es fällt auf, daß der Festzug nur von drei der Arbeiterinnen angeführt wird, die vierte fehlt, es könnte sein, daß Spjaschtschaja Krasawiza schon auf der Hochzeitsreise ist mit ihrem Vorzeigearbeiter.

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