Freitag, 12. Dezember 2008

Der Schatten


Wir richteten uns ein in dem weitläufigen Quartier. Ein jeder würde seine herrliche Unterkunft finden und niemand den anderen beneiden müssen. Uns in den verwinkelten Anlagen dann gegenseitig zu besuchen, würde nicht einfach sein und auf den Gängen viel Freude und Gelächter hervorrufen. Umso leichter war es für alle, den großzügigen Gemeinschaftstrakt zu erreichen. Die zwei Rechnungen auf dem Vertiko nahm ich an mich, das ging schon in Ordnung so. Zum Teil waren wir eng befreundet, zum Teil aber auch nur bekannt untereinander. Wie radikal würden die politischen Ansichten der beiden Buchhändler sein, und wie rücksichtslos würden sie sie vertreten wollen. Eine Wolke zog vor die Sonne und ein Schatten lief durch den Raum. Die beiden Rechnungen legte ich besser zurück an ihren Platz, so viel Großzügigkeit mochte dann doch unangebracht sein. F. war, das fiel mir plötzlich auf, im Verhältnis zu mir außergewöhnlich klein. Das mochte an dem unregelmäßigen schwarzen Steinfußboden liegen, aber auch als ich mich bewußt in eine Senke stellte, überragte ich F. noch deutlich. Er lachte, sein verwittertes Kevin Costnergesicht blieb freundlich, es focht ihn nicht an, mochte es nun wahr sein oder nicht. Ich schaute ihm nach, wie er sich durch den Raum und zwischen den anderen hindurch auf die Küche zu bewegte. Mein Vertrauen war zurück, es würde ein schöner Aufenthalt werden.

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