Donnerstag, 30. Oktober 2008

ABBA


Eine Fernsehsendung über ein Thema, das mir in keiner Weise nahe steht, hat mich tief getroffen und um den Nachtschlaf gebracht: Björn und Benny, Agnetha und Ann-Frid (Frida): ABBA. Niemand hatte seinerzeit, in den siebziger und frühen achtziger Jahren, die Möglichkeit, sie nicht zu kennen, zwei sehr schöne, hochgewachsene Frauen, die eine blond, die andere dunkler, und zwei Männer mit einem lustig-trollhaften Aussehen. Alle zwei Monate biß sich eine neue Melodie in den Ohren fest, Waterloo, Fernando, Mamma mia, Money, Money. Dann waren sie plötzlich verschwunden, die vier, offenbar für immer eingefroren hinter dem Horizont in ihrer Jugend, ihrer Schönheit, ihren Reichtum, ihrem Glück.

Und da springen sie nun plötzlich hervor aus dem Abgrund der Zeit, in dem sie für immer als ABBA endgelagert schienen, Agnetha und Frida, wie die weiße und die schwarze Billardkugel in Sebalds Austerlitzbuch, nur haben sie, was vielleicht noch schrecklicher ist, weitergelebt die ganze Zeit, anders als die Kugeln, die über die Jahre hin nur unberührt und unverändert dagelegen haben. Agnetha ist blond wie eh und je und ist doch, wie sich herausstellt, Frida, die jetzt, schon an die sechzig, noch schöner und ungeheuer schwedisch aussieht, obwohl sie ein Tyskebarn ist und also einen deutschen Soldatenvater hat.
Die vier wurden 2004 nach London eingeladen, um teilzunehmen an Feiern zu Ehren eines Musicals Mamma Mia, das offenbar nach ihren Melodien gestaltet wurde. Björn und Benny haben kaum noch Ähnlichkeit mit ihrer ABBA-Gestalt und tragen jetzt beide Bart, so daß man sie nicht auseinander halten kann. Agnetha, die immer schon lieber im Studio als auf der Bühne war und außerdem unter Flugangst leidet, ist trotz Zusage nicht erschienen in London, Szenen aus einem Interview mit ihr werden hineingeschnitten, die sie aber ständig im Gegenlicht und daher leicht schemenhaft zeigen. Frida ist inzwischen Prinzessin von Reuß, Agnetha hat ein eher unstetes Leben geführt, zwischen 1997 und 1999 hatte sie eine nie näher definierte Beziehung mit einem in Schweden lebenden Niederländer, die sich für sie zum Albtraum entwickelte. Björn leidet, wie er im Sommer 2008 in einem Interview mit einer britischen Zeitung erwähnte, unter dem Verlust des Langzeitgedächtnisses. Er könne sich inzwischen nicht einmal daran erinnern, dass ABBA 1974 mit Waterloo den „Eurovision Song Contest“ gewonnen hat. Wörtlich sagte er: Es ist, als wäre ich gar nicht dort gewesen. Von Benny ist wenig zu berichten. Er ist Inhaber einer schwedischen Plattenfirma sowie eines Stockholmer Luxushotels und eines Reitstalles in der Nähe der schwedischen Hauptstadt.




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