Freitag, 31. Oktober 2008

Great Balls of Fire

A vegades en llocs molt solitaris,
com un bar d'aeroport

Niemand wußte zu sagen, ob wir noch Gäste dieses Hotels in Buenos Aires waren oder in der Empfangshalle nur noch auf den Abtransport warteten. Die Koffer waren gepackt und die Rechnungen bezahlt, die Zimmer aber noch nicht verschlossen. Man konnte das Hotel durch einen Nebenausgang verlassen, mußte dann aber, um es durch den einzig möglichen Haupteingang wieder zu betreten, nicht nur den gesamten Block umrunden, sondern dabei auch ein ziemlich unwirtliches Gelände überwinden. Dabei konnte man aber einem überdachten Betonband folgen, nicht unähnlich dem, das die Passagiere von der S-Bahnstation zum Flughafengebäude Schönefeld führt. So vertrieben wir uns die Zeit.

Vom Hotel aus konnte man schon die beiden verlockenden und beängstigenden Brücken sehen, die über den Rio Plata hinweg zum internationalen Flughafen führen. Von Brücken zu sprechen war vielleicht übereilt, denn man sah, wie sie sich steil und verwegen in den Himmel erhoben, die linke noch um einiges steiler und verwegener als die rechte, daß sie sich am anderen Ufer wieder gesenkt hätten, sah man nicht, geradeso als ob die rastlose Menschheit eine neue Art von Flugabfertigung ersonnen hätte, bei der die Maschinen nicht länger am Boden stehen, sondern als Riesenvögel an himmelhohen Einsteigegates schweben wie Kolibris an den Blüten. Am Ende des linken Brücken- oder Himmelssteigs tobten Feuerbälle, eine Katastrophe unbekannter, in jedem Fall aber grauenhaften und vernichtenden Art spielte sich ab, womöglich nicht weniger als der Weltenbrand. Der Strom der das gleißende, an seinem Ende blutrot überlaufene Silberband emporeilenden Passagiere verringerte sich aber kaum. Wir hielten uns an den rechten Aufstieg. Hier schien alles friedlich, nur vereinzelt lagen blutige Gestalten, tot oder verwundet, am Weg. Den guten Mut verloren wir nicht, unser Rückflug war fest gebucht.

2 Kommentare:

Christian Runkel hat gesagt…

So ähnlich träume ich auch - sinnlose, ärgerlich lange Wege, wie hier vom Neben- zum Haupteingang. Und meistens sind die Flugzeuge unauffindbar, längst ohne mich gestartet, oder an Stellen, wo man gar nicht hinkommen kann. Ist das ein Bild unseres Lebens?

Peter Oberschelp hat gesagt…

Ist das ein Bild unseres Lebens? - Man muß wohl den zweiten Teil hinzunehmen, die unverzichtbare, das Leben ermöglichende und doch kaum begründete, trügerische Sicherheit des Alltags: uns konnte nichts geschehen, unser Rückflug war fest gebucht.